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Ein Rohdiamant wird geschliffen

Altbauweise

In einem beschaulichen Weiler nahe des Bichelsees befindet sich dieses aussergewöhnliche Objekt, ein Bohlen-Ständerbau aus dem Jahr 1738. Das Verkaufsdossier betitelte die Liegenschaft als Rohdiamanten. Geschliffen haben wir wahrhaftig viel, bis der Diamant zum Vorschein kam. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall.

Von ärmlichen Kleinbauernhäusern des Zürcher Oberlandes

Der Flarz ist im typischen Baustil von ärmlichen Kleinbauernhäusern des Zürcher Oberlandes gebaut. Ein Reihenhaus, wo nach Bedarf ein weiteres Haus angebaut wurde. Das Tösstal wurde schon früh industrialisiert und arme Bauern verdienten sich mit Weben zu Hause noch etwas dazu. Durchgängige Fensterreihen im Erdgeschoss brachten genug Licht in die Stube.

Das Herz des Hauses: Die Küche.
Das Herz des Hauses: Die Küche.

Durch einen schmalen Gang im Erdgeschoss, welcher mit dem Nachbarn geteilt wird, betritt man gleich das Herz des Hauses, die Küche. Sie liegt in der Mitte des Erdgeschosses neben der vertikalen Erschliessung. Richtung Süden grenzt das Esszimmer an und nach Norden das Wohnzimmer.

Die Innenräume erzählen noch immer die Geschichte des Hauses.
Die Innenräume erzählen noch immer die Geschichte des Hauses.

Das 1. Obergeschoss beherbergt in der Mitte nebst der vertikalen Erschliessung ein Badezimmer mit Dusche, im Norden ein Schlafzimmer und im Süden den Atelierraum der beiden Kreativschaffenden. Im 2. Obergeschoss sorgt in der Mitte ein zweites
Bad mit Dampfbad für Entspannung. Je ein Zimmer Richtung Norden und Süden dienen als weitere Schlafräume und Gästezimmer. Im Dachgeschoss finden sich nochmals zwei Zimmer. Insgesamt fasst der schmale Flarz acht Zimmer. Die Bauherrschaft konnte die Liegenschaft Anfang 2018 erwerben und brachte viel Flair für das altehrwürdige Haus mit, welches auch im Inventar der Denkmalpflege gelistet ist.


Für die Heizung wurde dann rasch eine sehr nachhaltige Lösung gefunden. Der Weiler betreibt eine Holzschnitzel-Anlage, wo man sich als Genossenschafter*in einkaufen und von dort Fernwärme beziehen kann. Dies war zudem die weitaus günstigste Lösung. 

Wichtige Anliegen der Bauherrschaft waren eine neue Küche im EG, zwei neue Bäder, eines davon mit Dampfbad und eine neue Zentralheizung.

Brand-, Schallschutz und Wärme­verteilung in einem 

Der Brandschutz gab vor, es müsse eine Brandmauer EI60 zum westlichen Nachbarn eingezogen werden. Dies stellte sich als eher unrealistisch heraus, da die beiden Häuser früher eine Einheit bildeten und später in der Mitte unterteilt wurden. Die gesamte Tragstruktur verlief durch beide Häuser hindurch, eine Brandmauer wäre demnach keine gute Lösung.

Ausserdem stellten wir bei ersten Sondierungen fest, dass die Wand zur einen Nachbarspartei nur aus 7 cm XPS und einem Täfer bestand. Die Nachbarpartei liess es nicht zu, die Zwischenwand der beiden Parteien komplett abzubrechen und eine neue solide Wand hochzuziehen, was jedoch für beide Parteien ein enormer Gewinn gewesen wäre. Im Gespräch mit dem Brandschutzverantwortlichen – vor Ort – wurde für alle Parteien die vertretbare Lösung gefunden. In allen Geschossen wurde auf die bestehende Grenzwand zwei Schichten Gipskartonplatten montiert. In Folge wurde ein Alu-Ständer gestellt, mit Mineralwolle ausgedämmt und wiederum eine Gipskartonplatte montiert. Die letzte raumseitige Schicht bestimmt eine Lehmbauplatte mit integrierten Heizleitungen, die mit 1 cm Lehmputz verputzt wurde. So sind zum Schluss alle Wände zum Nachbarn besser gegen Schall isoliert, entsprechen den Brandschutz-Vorgaben und die Wandheizungen sorgen für behagliche Wärme. 

Materialien und Bauteile,
die Geschichten erzählen

Der gesamte Mittelteil des Hauses wurde bis auf die Balkenlage entkernt, um die
neue Küche und die Bade­zimmer einzubauen. In allen Etagen kämpften wir um jeden Zentimeter Raumhöhe. In der Küche im EG entschied sich die Bauherrschaft den Boden abzugraben, um auf komfortable 2.1 Meter Raumhöhe zu gelangen. Schiefer, Weisstanne und Lehm geben bei den neuen Einbauten den Ton an. Weisstanne wurde schon für die Bohlen verwendet und kam wieder für die Einbauten der Badezimmer zum Zuge. Dabei war es gar nicht so einfach eine Sägerei zu finden, die Weisstanne in der gewünschten Qualität liefern konnte. 


Eine Herausforderung war das Dampfbad einzubauen, welches komplett in schwarzem Schiefer daherkommt und mit einem Sternenhimmel aus Glasfasern für die richtige Stimmung sorgt. Die Waschtische und Armaturen stammen aus dem Bauteilladen Winterthur und bilden einen gelungenen Mix zwischen alt und neu.


 

Das schmale aber tiefe Haus konnte von diversen Bausünden befreit werden. Mit der neuen Wand­heizung und den nachhaltigen Materialien, wurde ein gesundes Wohnklima geschaffen. Alte Bohlenwände zeigen sich stolz neben junger Weisstanne und neue Bauelemente fügen sich harmonisch in den Bestand ein.

Beteiligte Mitglieder der Altbauweise Winterthur

Mitgliederfirmen
 
Projekt- und Bauleitungarba - atelier für Architektur und Bauhandwerk
SchreinerarbeitenArba Holz
FensterbauKeller Fensterbau
SpenglereiSpenglerei Lyner AG
IsolationenIsler+Kägi AG
GipserarbeitenDe Donno Gipsergeschäft GmbH
Hafner- und PlattenarbeitenHeusser Feuer & Keramik

Fotos und Bildrechte:
© Matthias Bader Fotografie

Bildergalerie

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Regionalgruppen

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